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EIN LAUF, UM NICHT ZU VERGESSEN

In rund zwei Monaten findet der Stelvio Marathon zum zweiten Mal statt. Ich war bei der Premiere dabei, und will im Obervinschgau in Südtirol auch in diesem Jahr, und 2019, 2020, 2021, und so weiter laufen. Das hat einen Grund.

Als ich vor nunmehr rund eineinhalb Jahren hörte, dass es einen Bergmarathon in meiner engsten Heimat geben würde, und nachdem ich das Streckenprofil des Stilfserjoch-Marathons studiert hatte, lief mir die Gänsehaut über den Rücken: 16 Kilometer flach von Prad nach Glurns und zurück, dann 26 Kilometer und 2350 Höhenmeter hinauf auf die Passhöhe. Da will, nein, da muss ich dabei sein.

Meine Wurzeln liegen im Obervinschgau in Südtirol, mein Vater kam aus Burgeis, das rund 13 Kilometer von Prad entfernt liegt. Ich hatte die Chance, bei einer Marathon-Premiere dabei zu sein, noch dazu bei einem mit „Heimvorteil“.

Heimvorteil ist ein großes Wort, wenn man nicht trainiert ist. Nur, weil man in Kindheit und Jugend Wochen und Monate mit einem bezaubernden Ortler-Blick verbracht hat, heißt es nicht, dass man auf den 3905 m hohen Gipfel raufspaziert, wie es einem gerade gefällt. Vor Jahresfrist war ich kein Sportler oder Freizeitsportler, sondern ein Abenteurer, der mit wenigen Höhenmetern einfach ausfindig machen wollte, wo meine psychischen und physischen Grenzen lägen.

Mein erster Wettbewerb, der über die Marathon-Distanz hinausging, war der Ötscher Ultra, bei dem ich stolzer Letzter wurde (zum Bericht). Zwei Wochen später stellte ich mich in Prad an die Startlinie und betete lediglich darum, dass ich die ganzen Cut-off-Zeiten, die die Veranstalter rund um OK-Chef Gerald Burger in die 42,195 Kilometer eingebaut hatten – in Prad/Suldenbachbrücke, in Stilfs, auf der Furkelhütte, auf der Franzenshöhe, und im Ziel – unterbieten würde. Ich hatte acht Stunden Zeit, letztlich ging es sich um sieben, acht Minuten vor Zielschluss aus. Ich war überglücklich.

Es fehlen weniger als zwei Monate bis zur Neuauflage meines Lieblings-Events. Ich bin besser vorbereitet als vor Jahresfrist, und ich hoffe, mich nicht mehr mit Durchlaufzeiten auseinander setzen zu müssen. Gerne würde ich meine Vorjahresleistung um zehn Prozent verbessern, also rund 50 Minuten schneller sein. Doch die Zeit ist eigentlich zweitrangig.

Jeder Läufer, jede Läuferin hat einen Lieblings-Event, der immer wieder bestritten wird – sei es der Vienna City Marathon oder eben der eigene Stadtmarathon, sei es der Wiener Silvesterlauf. Für mich ist es der „Stelvio“, und er ist für mich zuallererst eine emotionale Angelegenheit. 850 Höhenmeter oberhalb der Furkelhütte liegt die Furkelspitze (3004 m). Im Jahr 2003, am 19. Juli, erschlugen von Gämsen oder Steinböcken losgetretene Felsbrocken meinen Vater auf seinem Weg zum Gipfel. Der Pfad weit unterhalb des, wenn nicht gerade nebelverhangenen, gut einsehbaren Gipfels ist der Goldseeweg, und dieser ist ein kleiner Teil der Marathonstrecke. Frage nicht, wie nahe mir diese Gegend geht…

Ich freue mich auf den Innsbruck Alpine Trail-Marathon Ende April, auf den Schwarzach Ultra Anfang Juni, auf den Zermatt Ultra am 7. Juli, auf die Tour de Tirol Anfang Oktober. Doch am meisten hängt mein Herz am „Stelvio Marathon“.

Und wie singt Bon Jovi? This heart, this soul... this house is not for sale.

Interessiert, auf der wohl berühmtesten Passstraße der Alpen zu laufen? Hier gibt es alle Informationen: www.stelviomarathon.it

 
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