IN DEN ÄRMSTEN GEBIETEN DER WELT
Extrembergsteiger und Buchautor Theo Fritsche ist wieder auf Reisen, wieder in Nepal. Der Vorarlberger, der im egoth-Verlag das Werk „Auch ganz oben bist Du nicht allein“ (2016) veröffentlichte, schreibt hier seinen Reise-Blog.
Wenn man in der Humla-Region im äußersten Nordwesten Nepals unterwegs ist, dann hat man den Eindruck, zu einer anderen Zeit auf einem anderen Planeten zu sein. Am 24. April war ich nach Simikot geflogen, dorthin gehen alle heiligen Zeiten einmal Flugzeuge, und danach war ich für zehn Tage zu Fuß unterwegs, mit einem guten Freund und mit Höhenmetern ohne Ende. Ging es soeben noch 1200 Hm ins nächste Tal, so mussten wir 1800 Hm aufsteigen, um dieses wieder zu verlassen. Während all dieser Tage sah ich keinen einzigen Touristen, und dies ist ein erwähnenswerter Umstand im Tourismusland Nepal.
Ich fühlte mich um 80 oder 100 Jahre zurückversetzt. Frauen, die sich um ihre Kinder kümmerten, fleißig im Haus und auf den Feldern arbeiteten, und Männer, von denen die meisten untätig herumsaßen und sich leider auch betranken. Wir leben auf demselben Planeten, doch in der Humla-Region kam mir vor, nicht auf unserer Welt zu sein. Und nicht nur in Sachen Gleichberechtigung.
Die Armut ist erschreckend, die Menschen haben gerade das Notwendigste zum Überleben. Verfaulte Holzdächer liegen über ihren kargen Behausungen. Es ist eine Gegend, in der sich die Einwohner selbst organisieren, verwalten und unterstützen. Administratives Personal der Landesregierung gibt es ebenso wenig wie Exekutivkräfte. Wo ich konnte, half ich mit einer Geldspende, 1000 Rupien da, 2000 dort. Umgerechnet 8 bzw. 16 Euro lindern die Not vorläufig, sind aber nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.
Viereinhalb Tage später war ich in Darma angekommen, wo ich von den Einwohnern angestarrt wurde wie ein Außerirdischer. Der Ort steht sinnbildlich für Humla: eine der ärmsten Gebiete, in der ich je war. Es gibt keine Elektrizität und deswegen keine Gerätschaften, die Strom benötigen. Geheizt wird mit Holz. Doch es gibt eine „Health Station“ für medizinische Notfälle, und es existieren zwei Schulen für 120 bzw. 219 Kinder, die ich in Zukunft vermehrt unterstützen möchte. Viele sind Waisen oder Halbwaisen, und oftmals gehen die Kinder nicht zur Schule, weil sie zu Hause oder auf den Feldern helfen müssen. Heißt es offiziell, dass Ferien sind, dann liegt dies auch in der Tatsache begründet, dass das Lehrpersonal mal da ist, und mal eben nicht.
Darma liegt sieben oder acht Tagesmärsche von Tibet entfernt, und die Tibeter haben vor 700 Jahren auch Teile der Humla-Region besiedelt, während von Süden Nepalesen in dieses Gebiet vordrangen. Im Gegensatz zu anderen Landesteilen gibt es in Darma viele Kinder und Babies, das ist ungewöhnlich, doch unter welchen Lebensbedingungen sie auch groß werden: Bildung ist die Grundlage der Entwicklung. Dies ist das Motto meiner humanitären Organisation, und ich bin gewillt, im Rahmen meiner Möglichkeiten – und mit Ihrer Mithilfe, verehrte Leser und Leserinnen! - auch hier zu unterstützen und zu helfen. Schon in den letzten Jahren half ich vier Schulkindern, in Zukunft sollen es zumindest neun oder zehn sein. Mit der Schulleitung wurde zudem über ein Gesamtkonzept für die Unterstützung der Schüler und Schülerinnen gesprochen.
Bis heute, Samstag, 5. Mai halte ich mich noch in Gangadhi auf, einem größeren Ort mit rund 1000 Einwohnern. Hier gibt es auch eine Internetverbindung und von hier werden Reis und Getreide auf Schafen zur tibetischen Grenze transportiert. Die Güter werden getauscht, und die Tiere kommen mit Salz zurück. Keine Rechnung wird geschrieben, keine Umsatzsteuer gezahlt, wenn es um das nackte Überleben geht.
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Ohne die vielen Spender und Spenderinnen könnten ich und meine Freunde, Mitarbeiter und Kameraden nicht so viel bewegen in Nepal. Deswegen, an dieser Stelle: ein herzliches Dankeschön Ihnen allen. Es gibt noch viel zu tun, deswegen ersuche ich Sie, meinen Anliegen auch weiterhin gewogen zu bleiben.
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Schul- und Hilfsprojekte
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