SPRUNG UNTER DIE AUTOREN: WALTER HOFER
Der ehemalige FIS-Renndirektor für Skispringen Walter Hofer schreibt ein Buch – überraschenderweise ist es keine (Auto-)Biografie und dennoch viel mehr als das.
Dieser Tage erschien im egoth-Verlag ein Werk, das auf den ersten Blick nicht so richtig in die Verlagsschiene passen mag. „AN-TIN-JI – Der Skispringer und seine Liebe“ ist ja ein Liebesroman, hat mit Fiction zu tun und nichts mit Facts. Ja. Auch. Aber. Das Werk von Walter Hofer ist gleichzeitig nämlich auch ein Sachbuch, weil es Hintergründe in der Welt des Skispringens beschreibt und Entwicklungen, die dieser Sport in den letzten 30 Jahren durchgemacht hat. Ohne den Protagonisten der Zeiten davor ihre Meriten absprechen zu wollen, so muss doch festgehalten werden: Die Veränderungen sind gewaltig! Aus einer Randsportart, die überdies Reglement-technisch für heutige Begriffe verwirrend organisiert war, wurde ein Wettbewerb, der sowohl live an den Schanzen funktioniert wie auch für TV-Zuschauer attraktiv ist.
Der Mann, der den Sprunglauf in die Moderne führte, heißt Walter Hofer. Physiotherapeut zuerst, Co-Trainer im Team Deutschland dann, wurde der gebürtige Kärntner 1992 Renndirektor für Skispringen im Internationalen Skiverband (FIS) und blieb es bis zu seiner Pensionierung 2020. Hofer ist nicht nur ein immer noch gefragter Gesprächspartner, der mit seiner Expertise beispielsweise den Organisatoren der Olympischen Winterspiele 2022 und 2026 zur Seite steht, sondern er ist auch ein sehr guter Freund.
Als ich als Sportredakteur für die Salzburger Nachrichten arbeitete, kreuzten sich unsere Wege ständig, in Bad Mitterndorf bei der Skiflug-WM 1996 beispielsweise das erste Mal etwas intensiver, bei diversen Weltcup- und Tournee-Veranstaltungen, bei der WM 2001, als ich in Lahti einen Rüffel erhielt, weil ich mit seinen „off the record“-Aussagen nicht vorsichtig genug umgegangen war. Als ich die Zeitung 2002 verließ, verflachte der Kontakt, brach aber nie ab. Und lebte wieder auf, als Hofer (wenn auch nur vorübergehend) in der FIS auch Verantwortlicher für die Nordische Kombination wurde. Er suchte einen Kommunikations-Manager für diese Disziplin und dachte dabei an mich. Gemeinsam sind wir das eine oder andere Mal durch dick und dünn gegangen, beispielsweise bei den Olympischen Winterspielen in Vancouver 2010.
Nun sind wir wieder eng verbunden, ich bin überglücklich, dass sein Buch in meinem Verlag erscheint. Literarisch-verspielt beschreibt Hofer die Entstehung einer zwischenmenschlichen Beziehung zweier Personen, die aus verschiedenen Kulturkreisen stammen und die zudem, logischerweise, ihre eigenen, besonderen Geschichten mitbringen. Dabei lässt er einfließen, was sich so alles getan hat in diesem Sport und beantwortet somit Fragen, die immer wieder gestellt werden.
AN-TIN-JI ist ein Buch, das auf besonders charmante Art Einblick gibt in die „Bubble Skispringen“. Die Protagonistin kommt nicht aus diesem System, muss sich ihren Weg darin erst machen. Das ist übrigens eine Parallele zum Autor, der auch nie selbst aktiver Springer war.
Somit hat Walter Hofer zwar keine Autobiografie geschrieben, was ja heutzutage sehr in Mode ist und auch gut ankommt bei der Leserschaft, hat aber dennoch ein Werk vorgelegt, in dem er sich öffnet. Man muss nur genau hinschauen.
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